Meine Forschung über Winkelfehlsichtigkeit
Seit dem Beginn der Lehrtätigkeit im Jahre 1977 unterrichtete ich sowohl an Grund- und Hauptschulen und war zeitweise an einer Realschule eingesetzt. Aufgrund des bereits in der Studienzeit als Schwerpunkt gewählten Themas Legasthenie bestand auch als Lehrer stets ein besonderes Interesse für dieses Fachgebiet.
In den Jahren von 1979 bis 1989 unterrichtete ich an einer Gesamtschule und konnte daher Schriftproben von Schülern aller drei Schularten untersuchen. Dabei ging ich noch von der Hypothese aus, dass Schüler mit schlechter Schrift mehr Fehler machen und deshalb kein Wortbild aufbauen können. Daraus schloss ich, dass in der Hauptschule mehr Schüler mit schlechter Schrift sein müssten. Diese Vermutung bestätigte sich nicht.
Meine Ergebnisse empirischen Forschens aus über drei Jahrzehnten
zum Thema visueller Einflüsse wie auch Winkelfehlsichtigkeit auf Lernprozesse allgemein sind:
- Die nicht ideale Zusammenarbeit beider Augen (Winkelfehlsichtigkeit) ist der wesentliche Faktor, der erfolgreiches Lernen behindert.
- Alle Sehdefizite haben Einfluss auf Lernprozesse in allen Schularten.
- Sehdefizite prägen den Körperhaushalt und unsere Körperhaltung und das ist sichtbar in allen Lebensphasen.
- Sehdefizite sind schon (aber nicht erst) im Kindergarten erkennbar.
Sehfaktoren der Sehqualität
Beim Lesen und Schreiben sind wir auf feinste visuelle Auslösung unserer Augen und exakte Sehsakkaden angewiesen. Nur verlässliche und konstante Formen von Buchstaben und Wörtern ermöglichen den gewünschten Bildungserfolg. Eine Vielzahl von Sehfaktoren beeinflussen unsere Sehqualität und damit alle Lebensbereiche:
- Beidäugiges Sehen (Stereosehen / räumliches Sehen
- Kurzsichtigkeit / Weitsichtigkeit
- Anisometropie / Amblyopie
- Astigmatismus
- Bildlagefehler (Heterophorie)
- Augendominanz (Führungsauge)
- Handdominanz (mit welcher Hand wir schreiben)
Alle Faktoren der Winkelfehlsichtigkeit wirken zusammen
Je nach Ausprägung führen sie zu mehr oder weniger verzögerter Wahrnehmung und zu wackeligen, unruhigen Bildern bei den Anstrengungen zur Fusion der Seheindrücke beider Augen.
Kinder und Erwachsene leben heute in einem visuellen Dauerstress. Sehdefizite zeigen sich stärker. Die nötige Kraft zur Fusion der Augen kann nicht über die Länge eines Schulvormittags aufrecht gehalten werden. So wird die wichtige Automatisierung und Speicherung von Wortbildern gestört oder gar verhindert. Die Natur verteilt Sehfähigkeit und ihre Folgen nicht gleich und gerecht. Eine Ungerechtigkeit, die zudem auch noch weitervererbt wird. Deshalb wird nicht nur LRS und Dyskalkulie vererbt!
Hilfe ist möglich
Manche Ungerechtigkeiten (und Winkelfehlsichtigkeit) können heute durch Brillenglasphysik einfach ausgeglichen werden.Nötig ist aber auch eine andere Präsentation von Bildungsinhalten im Schulunterricht. Sollten wir diese Chancen nicht nützen?